Die Ergebnisse der Ausgrabungen

Der Aufbau der Anlage

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Allgemeine Information

Wozu diente die Kreisgrabenanlage von Ippesheim?

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Landmarken und astronomische Visuren
Drei der sechs Tore in Ippesheim nehmen Bezug auf die Extrem- und Wendepunkte des Sonnenjahres: Sommersonnwende, Wintersonnwende und Tagundnachtgleiche. Die Winkel (Azimute) der Sonnenauf- und -untergänge sind auf dem Breitengrad von Ippesheim weltweit identisch. Die tatsächliche Sichtbarkeit hängt von der Topographie, also dem sichtbaren Horizont ab. Ihre Berechnung erfordert astronomisches Fachwissen, da die Rotation der Erde sich im Laufe von Jahrtausenden verändert.
Die Erbauer brachten die Sonnenaufgänge zu den Sonnwenden mit bestimmten Punkten des östlichen Horizonts zur Deckung. Diese Bedingung schränkt den Standort der Kreisgrabenanlage auf wenige Zehner von Metern ein. Deshalb können Sie am Standort dieses Modells zwar den Bullenheimer Berg und den Kapellberg durch die Tore sehen, aber nicht den Sonnenaufgang am 21. Juni und 21. Dezember.

Kalenderbau oder Sonnenobservatorium?
Trotz ihres Bezugs zu den vier wichtigsten Terminen des Sonnenjahres ist es unwahrscheinlich, dass die Anlage ein gebauter Kalender war. Schon 700 Jahre zuvor konnte man den Zeitpunkt für Aussaat und Ernte bestimmen, ohne Kalenderbauten zu benötigen. Bereits in der Altsteinzeit beobachteten Menschen den Lauf von Sonne, Mond und Sternen. Die lange Vertrautheit mit diesen kosmischen Phänomenen ist keine Erklärung dafür, dass zu Beginn des fünften Jahrtausends Menschen so viel gemeinschaftliche Arbeit in eine Architektur investierten, deren Zweck lediglich eine genauere Beobachtung (Observatorium) der Sonne gewesen sein soll.

Symbolische Architektur?
Es lässt sich nur vermuten, dass in der Bauweise der Anlagen Vorstellungen über Raum, Zeit und Kosmos symbolisiert wurden. Die Kreisform mit ihren Bezügen zum Sonnenjahr könnte eine architektonische Umsetzung einer zyklischen Zeitvorstellung sein. Die tiefen Spitzgräben, deren Sohle man nicht sieht, könnten eine symbolische Abgrenzung der Alltagswelt (draußen) vom Ritualplatz (drinnen) bedeutet haben. Die Palisaden wirkten wie Sichtblenden und fokussierten die Blicke der Anwesenden auf die Tore sowie die Landmarken und kosmischen Phänomene, die dort sichtbar waren.

Arena für jahreszeitlich festgelegte Rituale?
Wahrscheinlicher ist, dass die Kreisgrabenanlage von Ippesheim mehrere Funktionen hatte. Vieles spricht dafür, dass im Inneren Feste und Zeremonien abgehalten wurden, bei denen gegessen und getrunken wurde. Der Termin solcher ritueller Feste könnte an die spektakulären Sonnenauf- und untergänge in den Toren 2 (nord-ost), 3 (süd-ost) und 6 (west) gekoppelt gewesen sein.

Monument oder Bühne?
Die Anlage von Ippesheim bestand etwa von 4800-4700 v. Chr., also über 4-5 Generationen. Während dieser Zeit wurden mehrfach Erdbrücken abgetragen, Tore erweitert und verengt und der Grabenverlauf wieder eingetieft. All dies spricht dagegen, dass hier ein Monument für die Ewigkeit geschaffen werden sollte, sondern eher eine Bühne für rituelle Aktivitäten, die den wechselnden Anforderungen und Konzepten ihrer NutzerInnen angepasst wurde.